Pelz bedeutet Tierleid. Punkt.

Über das Thema Pelz habe ich lange Zeit nicht nachgedacht. Ich habe einfach nichts mit Pelz gekauft, weder mit echtem noch mit falschem. Aber in erster Linie deshalb, weil es mir nicht gefiel. Außerdem war mir vage bewusst, dass es Nerzfarmen gibt, in denen die Tiere in winzige Käfige gesperrt sind. So eine Ausbeutung nur für einen flauschigen Bommel an der Mütze wollte ich nicht unterstützen.

Nun gab es vor kurzem eine Debatte über eine Sängerin/Influencerin, die sich von Kopf bis Fuß in Pelz gekleidet ablichten ließ. Dies hat mich dazu veranlasst zu recherchieren und im Zuge dessen haben sich mir einige tiefe Abgründe der Pelzindustrie aufgetan, die ich mit euch teilen möchte.

Nerz Hermelin Pelz

Massentierhaltung

Wenig überraschend ist der erste Punkt Massentierhaltung. Wie bei anderen Nutztierarten auch, werden in der Pelzindustrie die „Produzenten“ in enge Käfige gesperrt. Aus hygienischen Gründen müssen sie permanent auf Gittern stehen, damit die Fäkalien nach unten durchfallen können. So wird ein Parasitenbefall verhindert. Die dauerhafte Nähe zu ihren Ausscheidungen ist für besonders geruchsempfindliche Tiere wie zum Beispiel Nerze extrem quälend. Außerdem spricht es komplett gegen die Natur dieser stark territorialen Spezies, dass sie sich ihren Käfig mit anderen Artgenossen teilen müssen. Dies versetzt sie in einen Dauerstress.

Überzüchtung / Nicht nur von Pelztieren

Überzüchten bzw. Qualzuchten kommen bei vielen Tierarten vor. Häufig ist der Bevölkerung aber nur bewusst, dass es bei Hunden und Katzen geschieht, um besondere Rassemerkmale hervorzuheben. Das bekannteste Beispiel hierfür sind vermutlich die verkürzten Nasen der Hunderasse Mops bzw. der Perserkatze oder die kurzen Beine der Dackel. Doch auch Nutztieren wurden im Laufe der Jahre bestimmte Merkmale angezüchtet. Milchkühe z.B. geben inzwischen durchschnittlich 27 Liter Milch pro Tag obwohl Kälbchen nur maximal 8 Liter pro Tag benötigen.

Manchen Pelzlieferanten werden Hautlappen angezüchtet, um die Oberfläche zu vergrößern. Dazu gehören vor allem Blaufüchse (eine spezielle Farbvariation der Polarfüchse) und Merinoschafe. In diesen Hautlappen herrscht ein warmes Klima, das sie anfälliger für Bakterien und Parasiten macht. Doch auch das abzüchten des Fellwechsels bei anderen Schafrassen lässt die Tiere unter den Wollmassen bzw. der Schur leiden. Merinoschafen z.B. wachsen jährlich bis zu 20 kg Wolle. Bei der Schur, die häufig unter Zeitdruck vollzogen wird, passiert es nicht selten, dass die Schafe verletzt werden. Außerdem bedeutet die Schur für die Tiere enormen Stress.

Blaufuchs Pelz
Merinoschafe Wolle

Töten von Neugeborenen

Bei einer ganz speziellen Schafrasse wird in erster Linie der Pelz von Neugeborenen begehrt. Das Karakulschaf, oder auch Breitschwanz genannt, gehört zur Gruppe der Fettschwanzschafe. Sie kommen in trockenen Gebieten vor und können einen Großteil ihres Körperfetts im Schwanz speichern, um Dürreperioden gut überleben zu können. Ursprünglich in Arabien gezüchtet, sind sie heutzutage auch in Usbekistan, Russland, Afghanistan und Namibia heimisch.

Nutzung: Die Wolle wird für grobe Wollstücke wie z.B. Teppiche verwendet. Der Ertrag beträgt 2 – 3 kg Wolle pro Jahr. Das Fleisch hat einen Wildähnlichen Geschmack und ist fettarm. Der Fettschwanz gilt als Spezialität.

Ihr spezielles Merkmal ist, dass die Neugeborenen das besonders gelockte Persianerfell besitzen. Aus diesem Fell werden hochpreisige Mützen, Accessoires und Mäntel hergestellt.

Dazu werden die Lämmer im Alter von einem bis fünf Tagen getötet. Die Schafmütter werden suchend und trauernd zurückgelassen. Dies wird drei- bis viermal wiederholt, bis bei der nächsten Trächtigkeit eine Frühgeburt herbeigeführt wird. Denn in dem Zeitraum zwischen 30 und 15 Tage vor dem Geburtstermin ist die Lockung besonders stark ausgeprägt. Züchter beteuern zwar, dass nur natürliche Frühgeburten verwendet werden, aber Tierschützer sprechen von anderen, brutaleren Methoden bei denen das Mutterschaf getötet wird. Außerdem wird die Zucht der Schafe damit gerechtfertigt, dass die Wolle nur ein Nebenprodukt der Fleischproduktion ist. Doch die horrenden Preise der Pelze sprechen eine andere Sprache.

Heidschnucke

Mangelnde Deklaration

Eigentlich müssen laut EU-Kennzeichnungspflicht Bommel, Besätze und Accessoires aus echtem Fell oder Pelz auf dem Etikett deklariert werden. „Enthält nicht­textile Teile tierischen Ursprungs.“ Aus welchem Land oder von welchem Tier dieser „tierische Ursprung“ ist bleibt im dunkeln und muss nicht angegeben werden. Häufig wird der Pelz auch überhaupt nicht deklariert bzw. als Kunstpelz angegeben. Dies geschieht meist bei billiger Kleidung aus China.

2017 testete der Tierschutzbund 87 willkürlich ausgesuchte Kleidungsstücke bei denen kein tierischer Bestandteil am Etikett abgedruckt war. Bei der Hälfte der Teile waren deklarierungspflichtige Teile tierischen Ursprungs (z.B. Bommel) nicht angegeben. So geht der Verbraucher davon aus, dass es sich um Kunstpelz handelt, obwohl es echter ist. In diesen Fällen lässt sich nicht eindeutig klären woher bzw von welchem Tier der Pelz stammt. So kann es sein, dass man als Liebhaber von Hunden und Katzen ebendiese Tiere an der Kleidung trägt. Pelze von Haustieren sind besonders günstig, da sie aus Ländern stammen in denen Hunde- und Katzenfleisch gegessen wird und das Fell ohnehin anfällt.

In seltenen Fällen ist der Pelz deklariert. z.B. Gaewolf und Goupee stehen für Hund und Genotte, Genette oder Maopee stehen für Hauskatze. Die Haltungs- und Tötungsbedingungen bei diesen Billigpelzen sind meilenweit von Artgerecht und Schmerzarm entfernt.

Fazit

Der Verzicht auf Pelz ist unumgänglich wenn man als Verbraucher dieses ausbeuterische System nicht unterstützen möchte. Da die Deklaration teilweise schwierig zu durchschauen ist und in vielen Fällen sogar ganz fehlt, kann man ein Zeichen für die Modeindustrie setzen und überhaupt nichts mit Fell/Kunstfell kaufen. Je weniger davon nachgefragt wird, desto weniger wird in Zukunft produziert.

Fur Free Europe

Die Europäische Bürgerinitiative „Fur Free Europe“ (Pelzfreies Europa) ruft die EU dazu auf:

  • Pelzfarmen zu verbieten
  • Zuchtpelz Produkte auf dem europäischen Markt zu verbieten

Um die Petition zu Unterzeichnen klick hier.

Ausführliche Infos

Aktion Mensch und Tier e.V. haben die Kampagne „Todschick“ ins Leben gerufen. Damit möchten sie darauf aufmerksam machen wie oft Tierleid für ein schönes Kleidungsstück in Kauf genommen wird.

Den Beitrag über Pelz findest du hier.

Weitere Tipps um Tricks um mehr Nachhaltigkeit in deinen Alltag einzubauen findest du hier.